Mittwoch, 9. Mai 2012
Weniger ist oftmals mehr!
Seit einem Viertel Jahrhundert bin ich als Headhunter und Coach tätig und immer wieder beobachte ich ein ähnlich verlaufendes Phänomen:
Viele Unternehmen und natürlich auch genau so viele Arbeitnehmer sind bereits schon nach kurzer Zeit vom neuen Job und den hohen Erwartungen die aneinander gestellt werden enttäuscht!
Was mit hoher Motivation und Vorfreude beginnt, führt nur all zu oft zu innerem Rückzug und kleinteiligen internen Scharmützeln mit Kollegen und Vorgesetzten.
‣ Wo liegen die Gründe?
‣ Warum sind wir so davon überzeugt, beim nächsten Job wird alles besser oder mit diesem oder jenem Mitarbeiter wird sich alles zum Guten wenden?
Oder, ebenso kontraproduktiv, wir haben die Hoffnung schon längst aufgegeben und, ähnlich den guten Vorsätzen zum neuen Jahr, die wir - um Enttäuschungen zu vermeiden - gar nicht mehr fassen, unsere Erwartungshaltung schon im Vorfeld ziemlich weit runter geschraubt.
‣ Wo liegen die Gründe hierfür und gibt es auch andere Startbedingungen?
Nach meiner Beobachtung und Analyse beginnt das ganze Dilemma damit, dass schon sehr früh, also im ersten persönlichen Kontakt, beide Seiten ein Hochglanzimage auffahren, dass weder wirklich dem Unternehmen, noch dem Mitarbeiter entspricht.
Wir kennen das alle, nirgends wird so schön geschwindelt wie im Vorstellungsgespräch.
Neue Mitarbeiter umschiffen gekonnt Brüche und Ungereimtheiten im CV.
Unternehmen entwerfen Wachstumsszenarien und Karriereperspektiven.
Alles ist auf Hochglanz poliert, nicht nur die Imagebroschüren und Schuhe der Kandidaten.
Auch wenn wir eigentlich wissen, dass glatte, runde Flächen nicht die notwendigen Kanten und Ecken aufweisen, die für solide und kräftige Prozesse notwendig sind.
Auf den ersten Blick glänzen derartige Flächen sicherlich schöner.
Nur:
In der Praxis, im beruflichen Alltag lässt sich auf dieser Basis kein Projekt gemeinsam bewegen. — Und langfristig auch nicht miteinander arbeiten.
Ineinander greifende Zahnräder müssen genau das mitbringen, um nicht voneinander abzugleiten sondern strukturierte Bewegung zu erzielen.
Auf eine erfolgreiche Personalpolitik bezogen:
Setze ich auf dieser Form des Umgangs miteinander auf, ist die vorher erwähnte Enttäuschung vorprogrammiert.
Die Folgen sind nur allzu oft: Interne Umstrukturierungen, permanenter Mitarbeiterumbau, oder die am Ende unausweichliche Trennung.
Gewonnen wird damit langfristig wenig, verloren das, was Unternehmen wie Mitarbeiter wertvoll macht:
Know-how, Kontinuität und Entwicklung.
Wachstum im Unternehmen bedarf immer starker und gefestigter Mitarbeiter, um die zahlreichen Bewegungen die immer auftreten, abzustützen.
Solche Mitarbeiter benötigen Zeit, Raum zur Entfaltung und vor allem Vertrauen um Eigenverantwortung zu entwickeln.
Aus diesem Grund betrachte ich es als äußerst wichtig, schon im ersten Kontakt, im Einstellungsgespräch, auf Image und Rolle so weit als möglich zu verzichten.
Statt Image ist es viel hilfreicher, eine authentische Darstellung der jeweiligen Unternehmensvision und damit verbundenen Kultur darzulegen / aufzuzeigen.
Hierdurch entsteht ein echter Freiraum für den Kandidaten, seine Motive, Stärken wie auch Schwächen anzulegen und so die Chance für beide Seiten zu nutzen, echte Übereinstimmung zu erzielen.
Entscheidungen die auf dieser Ebene vollzogen werden, enthalten ungleich größere Chancen die vorhandenen Potentiale unternehmensspezifisch auszubauen und Personalentwicklung im wahrsten Sinne von Anfang an zu betreiben.
Auch wenn es zunächst irritierend und nur schwer umsetzbar klingen mag:
Die einzige Vorrausetzung in diesem Prozess ist lediglich die Entscheidung der Unternehmensführung, diesen Prozess auf allen Ebenen anzustoßen und die erforderliche Deutlichkeit und Klarheit selbst vorleben zu wollen.
Nicht Perfektion ist hier gefordert, sondern im Gegenteil die Bereitschaft, echte Transparenz durch Wegfall all des störenden Ballasts zu erzeugen.
Kurz:
Weniger ist oftmals mehr!
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»Wenn der Wind der Erneuerung weht, dann bauen die einen Menschen Mauern und die anderen Windmühlen.«
Chinesisches Sprichwort
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